Straße des Rotlichtmilieu

Insolvenzverfahren eröffnet – Das Kölner “Pascha” muss Dicht machen

Warum das größte Bordell Europas Corona nicht überlebt hat

 

9000 Quadratmeter verteilt auf 11 Stockwerke mit insgesamt 126 Appartements,150 Sexarbeiterinnen und ein Mitarbeiterstab von rund 60 Beschäftigten – das ist das Pascha in der Kölner Hornstraße. Oder eher: Das war es, bis jetzt. Denn das Mega-Bordell steht vor dem endgültigen Aus. Bereits im September hatte der Betreiber Insolvenz angemeldet. Am 28.12.20. wurde nun das Insolvenzverfahren vom Amtsgericht Köln eröffnet und damit das Ende des Bordells besiegelt.

Das Pascha hat eine lange Geschichte hinter sich. Eröffnet wurde das Etablissement in den 1970er-Jahren, und wurde 1995 zu dem Pascha das es bis heute war. Immer wieder gab es dort Schlagzeilen von gewalttätigen Freiern oder Türstehern. 2017 wurde der Gründer des Pascha, Hermann Müller, wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt. Im Zuge der Ermittlungen kam es in dem Laufhaus auch zu einer Razzia. Doch trotzdem galt es als Kölns Laufhaus Nummer 1, wenn nicht sogar Deutschlands oder Europas. Doch warum hat es ausgerechnet das Pascha so hart getroffen? 

 

Schwierigkeiten mit der Corona-Krise

Nach Angaben des Inhabers waren die laufenden Kosten für das riesige Haus aus samt Gehälter der Mitarbeiter nicht mehr stemmbar. Denn ohne die Einkünfte der Prostituierten, konnten keine Einnahmen mehr generiert werden und  sämtliche Rücklagen waren irgendwann aufgebraucht.

Nordrhein-Westfalen war bereits zu Beginn der Pandemie stark von dem verhängten Prostitutionsverbot betroffen: Sexarbeit war, anders als in anderen Bundesländern, durchgehend verboten. Die geforderten Hygienemaßnahmen sah Lobscheid von Anfang an kritisch. „Ich glaube nicht, dass das noch was mit Erotik zu tun hat“, sagte er in einem Interview mit RTL im Mai und zweifelte die Umsetzbarkeit und Kontrolle solcher Regeln an.

Eine vage Hoffnung, dass man die finanziellen Probleme noch lösen, keimte im Oktober auf, als das Pascha mit Hygieneregeln doch noch öffnen durfte. Doch durch den im November verhängten Lockdown-Light musste es wieder schließen und ist seitdem Dicht. „Corona hat das Pascha geschafft. Man kann das Pascha nicht wirtschaftlich betreiben, wenn keine Bewegung in der Welt stattfindet.“

 

Keine Planungssicherheit

Für Inhaber Armin Lobscheid ist klar: Die Corona-Maßnahmen und die schlechte Kommunikation der Politik sind mitverantwortlich. „Man hat uns alle 14 Tage auf weitere zwei Wochen vertröstet. So können wir nicht planen.“, sagte er in einem Interview. Seiner Meinung nach hätte Insolvenz mithilfe von Banken vielleicht abgewendet werden können, wenn man ihm klare Ansagen über den Zeitpunkt der möglichen Wiedereröffnung gemacht hätte. 

Was nun mit dem markanten Haus in der Kölner Hornstraße passiert, ist noch unklar.

Corona hat das gesamte Erotikgewerbe hart getroffen. Alle Etablissements dieser Art müssen seit März 2020 geschlossen bleiben. Öffnungen waren nur vereinzelt durch Klagen möglich und von sehr kurzer Dauer. Doch es gibt auch positive Gegenbeispiele, die zu der Pleite des Pascha im Kontrast stehen. Denn in einer Pandemie kann das Ende der Schließungen nicht vorhergesagt werden, auch nicht von der Politik. Das haben manche frühzeitig erkannt.  

So zeigen zum Beispiel FKK-Clubs wie das Sharks im hessischen Darmstadt wie innovative Erotik heute funktioniert. Denn dort ist alles bereit für die sehnlichst erwartete Wiedereröffnung. Man hat die gewonnene Zeit genutzt und frühzeitig geeignete Hygienekonzepte erstellt und Specials und Aktionen für die Eröffnung geplant. So sind auch im Rotlichtgewerbe gut durchdachte, frische Konzepte der Schlüssel zum Erfolg – auch in Zeiten der Corona-Pandemie